Die Story hinter dem Bild …

6D_85013_400Anfang Oktober. Bevor der Herbstregen kommt, soll es heute noch einmal gute Bedingungen geben. Ein handfester Grund um zumindest einen halben Tag noch einmal draußen zu verbringen.

Die Bedingungen im Elbsandsteingebirge einigermaßen gut vorherzusagen ist eine Kunst, bei der man auch mit einiger Erfahrung oft genug daneben liegt. Es würde Nebel geben, soviel war klar. Wie viel und wie hoch, das ist die Frage. Da ich gleich nach dem Fotografieren ins Büro will entscheide ich mich gegen die Ziele in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Für mich am schnellsten zu erreichen und vor allem mit dem kürzesten Weg zurück nach Dresden bietet sich Rathen an. Dort kann man allerdings auch schnell mal im Nebel stehen, wenn er einen Tacken zu hoch ist. Zunächst sieht alles gut aus, auf der Anfahrt gibt es auch nur flachen, scharf abgegrenzten Wiesennebel und so bleibt es bei meinem Ziel, auch wenn ich mehrmals überlege, sicherheitshalber doch zum Langen Horn (meist weniger Nebel und die Felsen sind deutlich höher) zu fahren, dafür aber bin ich leider auch schon ziemlich spät dran.

Ich entscheide mich für die Felsen der Kleinen Gans. Man hat damit eine ziemlich mittige Position und kann gegen die Bastei aber auch wunderbar hinunter zum Talwächter fotografieren. Natürlich ist der Aufwand für solche Standorte, die sich nur mit Kletterei erreichen lassen, schon sehr hoch. Man muß das Kletterzeug und ein Seil zum Gipfel tragen und bei vielen Wegen, bei denen man nicht mit dem großen und schweren Fotorucksack klettern kann, ist auch das Aufseilen der Ausrüstung eine anstrengende und zeitraubende Sache.

Bis auf ein einsamen Wohnmobil ist der Basteiparkplatz völlig ausgestorben. Es ist relativ mild und trotzdem sternenklar. Für einen ersten Überblick mache ich einen (ganz) kleinen Umweg auf die Aussicht des ehemaligen Pavillons. Von dort überblickt man den ganzen Wehlgrund. Im Elbtal gibt es reichlich Nebel und nach Osten hin eine dunkle, leider recht hohe Nebel oder Wolkenfront. Mit warmen Morgenrot ist also eher nicht zu rechnen. Überraschend aber ist im ganzen Wehlgrund kein Nebel – hmm schade denke ich mir. Der Weg am Plattenstein vorbei und dann hinunter zur Gans ist nicht weit aber im Dunklen (ich benutze solange wie möglich nur Rotlicht) auch anspruchsvoll. Am Einstieg zum Pelmoband heißt es dann besonders sorgfältig sein, die erste Stufe ist ziemlich absandend und ab dort ist der Weg auch recht exponieret. Die Bänder über de ‚ Permolband‘ sind zwar sehr sandig aber immer griffig und es hängt auch nicht über, auch wenn der schwere Rucksack manchmal etwas anderes zu vermitteln scheint. Zwischen Hinterem und Mittlerem Gansfels wechselt man dann, mit einigem Auf und Ab, auf die Wehlgrundseite. Dort erreicht man einen bequemen Standplatz.

Bis hier hin ist alles noch (mehr oder weniger) Zustieg, von hier aus geht es dann nur noch mit Kletterei weiter. Der Kamin des Schusterweges (II) ist gutmütig und von angenehmer Breite. Da wo er etwas luftig ist, bietet er aber auch gute Griffe und Tritte und vor allem ist die Wegfindung im Dunkeln kein Problem. Mit dem Rucksack passt man aber natürlich nicht hinauf. Zum Aufseilen des Materials verwende ich einen einfachen Kunststoffsack (‚Kartofelsack‘) sowas gibt’s als Schutz für Rucksäcke auch beim Globetrotter oder für 1/10 des Preises im Landwirtschaftsbedarf. Das Ganze kommt ans Ende des Seiles und ich ans andere. Beim Hinteren Gansfels ist es sehr praktisch, das man direkt an der Abseilöse herauskommt und von dort das Gepäck nachholen kann. Und weil die Abseile allseitig überhängend ist entsteht auch keine Seilreibung die den Fels schädigen könnte. Ich sichere den Rucksack beim Aufseilen übrigens immer wie einen Nachsteiger über einen Tube (Sicherungsgerät) dadurch kann man zwischendurch gefahrlos verschnaufen. Diesmal allerdings geht es kaum weinen Meter hoch, dann hängt das ganze Paket unter einer kleinen Engstelle fest. Also wieder ein Stück runter und versucht nach außen zu pendeln. Bei dritten oder vierten Versuch bekomme ich den Sack über diese Stelle. Weiter gibt es keine Probleme und bald kommt das ganze Paket bei mir an der Abseile an. Diese befindet sich in einer kleinen engen Scharte zwischen Nord und Südgipfel. Um auf den Südgipfel zu gelangen muß man noch einmal zwei Meter klettern. Wobei man mit Gepäck im leicht überhängenden Gelände ganz schön ran muß. 6D_84837_400

Tja und oben dann die böse Überraschung: der Nebel ist gestiegen und es ist völlig zugezogen! Zur Erschöpfung kommt die Enttäuschung!

6D_84881_4006D_84909_400Der Nebel zieht, mal dicht mal noch dichter, nur selten mit kleinen Lücken vom Elbtal hinauf. So nach und nach finde ich mich damit ab und es werden doch noch ein paar ungewöhnliche Fotos. Ganz selten mal ist ein Blick hinüber zur Bastei zu erhaschen.

 

 

Kurz nach Sonnenaufgang wird es dann plötzlich heller und die Sonne kommt doch noch durch

… das Glück der Hartnäckigen 😉

Nun will ich natürlich doch noch auf den Mittleren Gansfels hinüber. Im Hellen und ohne Ausrüstung ist es eigentlich nur ein kleiner Übertritt … trotz der vielleicht 80 Meter die es dort hinab geht. Jetzt sichere ich mich doch gründlich, bevor ich den Übertritt mache und die kleine Stufe zum Gipfel hinaufklettere.

Ein Gedanke zu „Die Story hinter dem Bild …

  1. Hallo Iven,
    auf der Suche nach Fotospots in der Sächsischen Schweiz für eine anstehende Fotoreise Ende Oktober bin ich über deine Seite gestolpert.
    Herausrangende Aufnahmen und Hintergrundinfos sind hier zu finden. Einen besonderen Dank für die sehr guten und umfangreichen Informationen für Fotografen, die auf der Suche nach Motiven sind.

    Besten Dank und viele Grüße aus dem Norden,
    Olly

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