11. August
Wie üblich müssen wir das Zimmer bis 9 Uhr geräumt haben. Ruhe am Morgen ist also nicht drin. Wir frühstücken, dann ist auch schnell das Auto eingeräumt und wir starten kurz nach 9 Uhr in Richtung Mata Mata.
Sobald wir wieder im Tal sind, gibt es auch wieder Tiere zu sehen. Neben den üblichen Oryxen, Straußen, Gnus und Springböcken fahren wir an einer Kolonie Erdmännchen vorbei. Toll! Die fehlten noch in unsere Sammlung 😉
Etwas später ziehen drei Hyänen durch das Tal und kurz danach liegen doch wahrhaftig zwei Geparden faul mitten auf der Straße!
Der Park gibt sich auf den letzten Metern alle Mühe, sich gut von uns zu verabschieden!
In Mata Mata lassen wir den Reifendruck wieder auf Pistenniveau anheben, das Reserverad lass ich aber lieber unterm Tank hängen, ohne daran zu rütteln. Im Shop gibt es noch einige Kleinigkeiten, dann machen wir uns an den Grenzübertritt, zurück nach Namibia. Der check-out ist unspektakulär und schnell, die Damen sind wieder sehr freundlich. Ob wir Feuerholz dabei hätten, werden wir noch gefragt, die Namibier würden danach fragen. Nein, haben wir nicht mehr – glaube ich jedenfalls.
Auf Namibischer Seite ist wieder viel Papier zu beschreiben, nach Holz fragt (fast schon zu unserer Enttäuschung) jedoch niemand.
Zurück in Namibia drischt uns ein Südafrikaner mit Trailer eine gewaltige Ladung Splitt auf die Frontscheibe. Erstaunlich, dass er überhaupt Bodenberührung hatte bei dem Tempo. :-/ Es klirrt kräftig und ich bin erleichtert, dass ein prüfender Blick nur zwei kleinere Einschläge, aber keine größeren Schäden offenbart!
Richtig interessant ist die anschließende D-Straße quer (!) durch die Kalahari, die hier wieder so typisch ist mit ihren langen parallelen Dünen. So ist die Straße eine nicht enden wollende Wellenschaukel von Düne zu Düne. Mit dem Erreichen der nächsten größeren C-Straße ändert sich das Bild wieder. Wir folgen jetzt längs den Dünenkämmen, verlassen auch bald die Kalahari endgültig und kommen in die öde, staubige und stürmische Ebene.
Koes ist wenig einladend – allerdings ist wegen des im Sturm wirbelnden Staubes auch wenig zu sehen. Der Wind treibt zerfetzte Plastetüten vor sich her durch die Straßen und an machen Stellen bilden sich Staubwirbel. Die weite Ödnis zieht sich lang hin und erst auf den letzten 10 km vor dem Mesosaurus Fossil Camp, unserem nächsten Ziel, bekommt die Landschaft endlich wieder Strukturen.
Mesosaurus Fossil Camp
Es ist sehr stürmisch. Die Rezeption steht offen, der Schlüssel steckt, aber es ist niemand hier. Eine Weile warten wir, ohne dass sich etwas tut. Dann fahren wir hinter zu den Hütten, dort haben wir wenigstens ein anderes Auto gesehen. Wir treffen ein deutsches Pärchen mit Kind und kommen ins Gespräch. Sie hätten auch ins Bush Camp gewollt, es sei ihnen aber zu kalt und zu stürmisch gewesen. So hätten sie sich eine Hütte genommen.
Eine weitere Ewigkeit später kommt doch noch der Hausherr. Wir sollen einfach hinter fahren… gut, das hätten wir natürlich auch schon allein längst tun können.
Das Bush Camp liegt eigentlich nett. Die Sanitäranlagen sind etwas heruntergekommen, es gibt zwei Toiletten und eine Waschgelegenheit. Wahllos liegen einige Feuerringe im Sand umher und überall flächendeckend Tiermist (Schafe?) Der Sturm treibt den Sand umher und es ist leider nicht sehr anheimelnd. Meine Frau ist sehr enttäuscht. Das Camp zwischen den Köcherbäumen hatte sie sich doch anders vorgestellt und um ehrlich zu sein, mir geht’s auch so.
Wir fahren ein Stück des 4×4 Trails zwischen den Köcherbäumen und fotografieren. Die richtige Hochstimmung will aber nicht mehr aufkommen. Der Wind wird inzwischen eher heftiger und wir entscheiden uns, unten doch lieber nach einer Hütte zu fragen. Unten wiederholt sich jedoch das Spiel vom Mittag, es ist natürlich niemand mehr da. Wir fahren mal bis vors Farmhaus und wieder zurück. Das lockt dann endlich den Sohn des Farmers an (der wohl primär ohnehin für die Unterkunftsbewirtschaftung zuständig ist). Er stimmt mit uns überein, dass es sehr stürmisch für das Dachzelt ist, aber von den Hütten wäre keine frei. Wir bieten an, nur die Hütte zu brauchen, bei eigenen Schlafsäcken und ohne, dass diese noch mal aufgewartet werden müssten. Nein, daran läge es nicht, es werden noch Gäste erwartet. Soso.?! Letztlich bleiben wir auf einem der Stellplätze hinter der Rezeption. Wir haben unsere liebe Not, mit vielen zusätzlichen Abspannungen die Zelte so zu sichern, dass nicht ständig Teile des Überzeltes gegen das Zelt schlagen und es uns das ganze Zelt vom Dach zu wehen droht. Unter diesen Umständen wird die Stimmung auch nicht besser. Da das Auto nun blockiert ist, müssen wir zum Fotografieren zu Fuß zum Hügel mit den Köcherbäumen marschieren. Der Weg ist zwar markiert, aber doch recht lang und wir sind erst recht spät los gekommen. So verpasse ich leider das phänomenal klare, letzte Abendlicht. Der Hang steigt nach Westen an, das ist schon an sich keine günstige Voraussetzung zum Fotografieren. Aber bei dem Sturm bekommt man auch keinen guten (unbewegten) Vordergrund bei längeren Belichtungszeiten hin. Das enttäuscht mich doch sehr. Die Köcherbäume geben sonst eigentlich ein sehr dankbares Fotomotiv ab.
Die Nacht wird wie erwartet sehr ungemütlich, kalt und der Wind heult und rüttelt am Zelt. Zu allem Überfluss überlege ich mir noch, dass wir ungesichert und gut zu sehen, fast unmittelbar an der Straße campen. Auch das gefällt mit nicht so gut.
12. August, Sonntag
Es ist ein Morgen ohne Sonne. Der Himmel ist bedeckt. Die Zelte haben gehalten, immerhin. Das Frühstück ist eher schmal und immer noch ein wenig freudlos. Wenigstens als wir auschecken wollen, ist mal auf Anhieb jemand da. Gäste für die Hütten waren übrigens über Nacht keine mehr gekommen.
Wir kommen auf der Weiterfahrt am „echten“ Köcherbaumwald vorbei. Das Camp dort ist mäßig gefüllt und sieht auf einmal gar nicht mehr so wenig einladend aus, wie wir es in Erinnerung hatten. Wäre es vielleicht doch die bessere Wahl gewesen?
Weiter geht es nach Keetmanshoop. Zuerst suchen wir eine ATM, um unsere Bargeldreserven wieder aufzubessern. Beim ersten Anlauf nimmt das Ding nur Visa. Also suchen wir noch einen weiteren Automaten, um auch mit der ec-Karte Geld zu holen. (Das in Namibia das Limit scheinbar meist nur für die einzelne Abhebung und nicht wie sonst für den Tag gilt, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht herausbekommen!) 6000 Namibiadollar füllen am Ende wieder die Reisekasse. Die Familie von gestern vom Camp empfiehlt uns noch einen Laden, in dem es billige Decken gibt. 170 $ das Stück und eine zusätzliche dicke Jacke für unseren Sohn (69$) sind eine geringe Investition gegen die unangenehme Kälte nachts.
Nächstes Ziel ist der Spar, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Allerdings ist das Angebot nicht so toll. Kartuschen für unsere Gaslampe (die vom Verleiher ist leer und die zweite passt nicht) gibt es nicht. Auch in einem anderen Supermarkt nicht.
An einer Tankstelle tanke ich 40 Liter und lasse den Reifendruck kontrollieren. Einen Reifendruckmesser gibt es natürlich nicht zu kaufen. Deshalb will ich noch an einer weiteren, größeren Tankstelle anhalten. Statt aber nur nach dem Manometer zu fragen, lasse ich noch einmal ein paar Liter nachlegen, denn die Tankanzeige stand noch deutlich vor voll. Ich hätt´s wissen müssen. Nun ist, auch wenn die Tankuhr in ihrer Trägheit noch anderes verheißen hatte, der Zusatztank wieder befüllt und prompt ist auch der vertraute Geruch wieder da!
Die Strecke nach Aus gefällt mir landschaftlich sehr gut! In Klein-Aus-Vista fällt uns sofort die neue Zufahrt auf. In der Rezeption liegen Fotos vom Abgang des Reviers vom März (2012) und von der davon völlig zerstörten alten Zufahrt. Ich habe dann noch ein nettes Gespräch mit der Rezeptionistin über die leere Tiefkühltruhe (die darüber auch wieder neu gefüllt wird) und für die neuerdings 30$ pro Person für ein Wanderpermit. Letztlich meint sie dann augenzwinkernd, wir können natürlich frei herumlaufen und wenn wir zum Abend auf den Berg steigen wollen, sei das okay – aber für den ganzen Trail bräuchten wir auf jeden Fall das Permit. Statt des Permits bekommen wir aber Fleisch und Camp Site Nummer 4. Das Camp ist gepflegt und die Abstände zum Nachbarn angenehm.
An der Rezeption hatte unser Auto vorn etwas höher gestanden und prompt ist der Dieselgeruch wieder sehr stark. Ich lege mich unters Auto und was ich dann sehe, lässt mir die Haare zu berge stehen! Deutlich war zu erkennen, das Diesel nicht nur am Tank entlang gelaufen, sondern auch am Querträger und von dort heruntergetropft war – direkt auf den Auspuff. Die Zündtemperatur von Diesel und die Oberflächentemperatur des Auspuffs hinterm Nachschalldämpfer sind sicher keine explosive Zusammenstellung – aber wohl fühle ich mich mit dieser Vorstellung wahrlich nicht!
Nun entschließe ich mich doch, den Vermieter anzurufen, auch wenn‘s Sonntag ist. Wegen des schlechten Empfangs am Boden setze ich mich in die Öffnung des Dachzeltes. Es geht auch schnell jemand ans Telefon und die Verbindung bricht auch nur einmal ab zwischendurch. „Der Zusatztank leckt? Ja, das kommt vor. Diesel oder Benziner? Diesel, ach na dann…“ Ich erkläre, dass ich durchaus die Zündtemperatur von Diesel vor Augen habe, aber weder aus Brandschutz- noch aus ökologischen Gründen mit einem tropfenden Tank umherfahren möchte. Wir würden als nächstes zwei Tage in Koiimasis sein… Nein, da ginge nichts, eventuell dann in Sesrim, das könne aber den Tag über dauern. Nein, den Tag über in Sesrim habe ich dann doch etwas anderes vor. Na dann in Swakopmund, einigen wir uns letztlich. Ach, und bis dahin sollen wir mal das Leck mit Seife abdichten. Bei der Gelegenheit kommen wir auch auf den Reifen zu sprechen. Wenn der so langsam Luft verliert, sollen wir einfach immer wieder mal aufpumpen und kontrollieren. Kontrollieren? Ach so. Das Manometer am Kompressor wäre kaputt? Ach, das sind sie alle, das braucht man doch auch nicht. Wir schon!? Na gut, wir könnten uns ja einen Reifendruckmesser kaufen, das Geld bekämen wir dann zurück.
Auf meinem Hochsitz und in der nicht durchgängig entspannten Unterhaltung mit dem Vermieter habe ich nicht bemerkt, dass ich inzwischen das ganze Camp mit meinem Telefonat unterhalten habe.
Aha der Tank ist kaputt und ein Reifen auch, aha, oh wie bedauerlich. Nette Nachbarn 😉
Aber zurück zur Seife. Eigentlich habe ich für undichte Kühler und Ölwannen
Zwei-Komponenten-Epoxidharzkleber dabei, aber Seife ist natürlich auch eine Option. Nur woher Seife nehmen. Mein Sohn hat in seiner Leidenschaft für das Sammeln von Hotelseifen und Shampoos aber ein hübsches Stück parat. So liege ich bald wieder unterm Auto und knete die halbe Seife in den Zwischenraum zwischen Aufhängung und Tank.
Nach diesem unerfreulichen und aufregenden Teil freue ich mich um so mehr auf den fotografischen Abendspaziergang! Das Licht am Abend, der Ausblick und der Sonnenuntergang sind grandios und so ist die Stimmung am Abend am Feuer wieder richtig gut.