Reisebericht Namibia Teil V

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13. August
Die Nacht ist anstrengend. Der Wind heult böig und die Zeltplanen schlagen laut. Kurz nach Mitternacht versuche ich, draußen notdürftig die flatternden Teile besser abzuspannen. Es nützt indes wenig. Erst gegen 2 Uhr schläft der Wind endlich ein. Trotzdem ist die Stimmung am Morgen bestens. Mit den neuen Decken unter der dünnen Matratze hat meine Frau viel besser schlafen können und die Nacht war zwar unruhig, aber doch deutlich milder gewesen als die letzten. Wir haben keine Eile, lassen uns Zeit und rollen erst gegen 9:30 los nach Aus.

Frühstück im Klein-Aus-Vista Camp

Frühstück im Klein-Aus-Vista Camp

Aus ist natürlich immer noch ein Nest, aber inzwischen gut in Schuss und der Laden hinter der Tankstelle, so winzig er ist, hat ein solides Angebot. Vor allem aber gehört die ‚Namib‘ Garage mit zum Laden (oder umgekehrt?), jedenfalls kümmert man sich um unseren defekten Reifen. Der Mechaniker winkt ab, als ich ihm den Schnitt in der Reifenflanke zeige und nach zwei , drei Raddrehungen hat er einen unscheinbaren dunklen Punkt ausgemacht und versichert uns siegesgewiss, das wäre kein Problem. 65$ später haben wir unseren reparierten Reifen wieder unterm Tank hängen. Im KFZ-Teile-Regal gibt es sogar einen schicken Reifendruckmesser. Tire Pressure Gauge – wäre ich nicht drauf gekommen. Ein riesen Sack Brennholz und noch ein paar Kleinigkeiten wandern in den Laderaum. So unbeschwert wie noch nie in diesem Urlaub rollen wir zurück auf die Straße und bald auch wieder auf die staubige rote Piste in Richtung Tirasberge. Jetzt endlich fühle ich mich irgendwie im Urlaub angekommen. Wunderbar fühlen sich die nächsten Kilometer und dann die D707 unter den Reifen an!

Straßenpaar mit Nachwuchs

Straußenpaar mit Nachwuchs

Namibian-Dream-Road

Namibian-Dream-Road

Blick auf die Ausläufer der Tirasberge

Blick auf die Ausläufer der Tirasberge

Farmstraße auf Koiimasis

Farmstraße auf Koiimasis

Beim ersten Mal hatte ich vielleicht anderes erwartet, heut bin ich auf jedem Meter begeistert. Die Farmstraße nach Koiimasis ist viel länger als gedacht, aber sehr schön! Am Farmhaus klingeln wir die Dame des Hauses hervor. Wir werden sehr freundlich und informativ bedient. Am Camp ist außer unserem noch ein Platz belegt (die 1, der mit dem separaten Bad). Die Anlage gefällt uns sehr! Wirklich toll.

Koiimasis - Campsite 2

Koiimasis – Campsite 2

Farm Koiimasis

Farm Koiimasis blick nach Norden

Abendstimmung auf der Farm Koiimasis

Abendstimmung

Mein Fotospaziergang zum Sonnenuntergang ist leider nur mäßig erfolgreich. (Dafür kann die Landschaft nichts, eher das Licht und ein schmales Wolkenband am Horizont.) Als ich zurück komme, brennt schon ein nettes Feuer. Das Fleisch, das wir an der Rezeption gekauft haben, ist ausgezeichnet. Wir hätten nur mehr davon nehmen sollen! (Passend dazu bekamen wir übrigens noch ein Briefing zum Grillen 😉 Zwei handbreit über der Glut und 4 Minuten von jeder Seite.) Wir nehmen (alles well-done-Esser) 6 und es ist hervorragend! Sogar mein Sohn, sonst eher Fleisch-Abstinenzler, dezimiert unsere knappen Vorräte mit.

14. August
Der folgende Tag ist unser Ruhe- und Reservetag. Dementsprechend ruhig lassen wir es angehen. Mein Sohn laboriert an seinem eingewachsenen Zehennagel, der echt nicht gut aussieht. Für ihn gibt es ein Fußbad in der Abwaschschüssel. Da ich etwas besorgt bin, dass sich das Nagelbett entzünden könnte, darf er am Camp bleiben, während wir eine Wanderung machen wollen. Sein Bedauern hält sich in Grenzen.

Koiimasis - Ausblick nach Nordwesten

Koiimasis – Ausblick nach Nordwesten

7D_18348_HD800Statt uns mit der Suche nach der Rezeption (wo es weitere Beschreibungen geben sollte) aufzuhalten, marschieren wir quer durchs Lodgegelände (sind eh keine Gäste zu sehen), am Pool vorbei und folgen dann den Steinmännchen den Hang hinauf. Später teilt sich der Weg in eine weiße und eine schwarze Variante. Meine Gattin wählt weiß und ich auch 😉 Der Pfad ist hübsch mit einigen schönen Ausblicken, scheint jedoch bald wieder nach unten führen zu wollen. Da uns das zu kurz wäre, disponieren wir um und setzen nun auf Schwarz. Wir folgen der Markierung bis oben auf einen Sattel und weiter wieder hinunter zur Lodge. Die Wegführung ist an manchen Stellen etwas schlechter auszumachen und bergab verlangt lockerer Schutt stellenweise Konzentration. Die Ausblicke sind dafür aber ganz phantastisch. Nach etwa zweieinhalb Stunden sind wir wieder bei unserem Sohn im Camp.

Jetzt zum Nachmittag frischt der Wind leider wieder unangenehm auf. So stark, das ich sogar einmal meiner Mütze hinterherlaufen muss.

7D_18213_RAW800Zum späten Nachmittag brechen wir noch einmal, diesmal gemeinsam, auf. Wir wollen dem Farm-Walking-Trail folgen. Am Farmhaus hängt ein Zettel, dass niemand zu hause ist. Damit ist die Idee, noch mal leckeres Fleisch fürs Abendessen abzufassen, gestorben. Als der Trail uns doch weiter vom Camp wegzuführen droht als geplant, verlassen wir den Weg und folgen kleinen Pfaden entlang der Felsen. Auch diese kleine Wanderung ist sehr schön und wir können mehrmals Klippspringer beobachten. Kurz vor Sonnenuntergang, schon zurück am Feuer, muss ich feststellen, dass meine Prognose zur Entwicklung des Lichtes, angesichts des Wolkenbandes am Horizont, doch zu pessimistisch gewesen war. Das Licht wird noch einmal richtig strahlend, viel besser als am Abend zuvor. Da ist es aber schon zu spät, noch einmal aufzubrechen. Pech!

Klippspringer

Klippspringer

Nachts bewölkt es sich, so dass keine Sterne mehr zu sehen sind. Im Verlauf der Nacht wird der Wind immer heftiger und gegen ein Uhr traue ich meinen Ohren kaum. Es tropft! Während ich noch darüber nachdenke, dass es wohl nur ausfallender Nebel sein kann, fängt es an zu regnen! Eilig klettere ich aus dem Zelt, um noch einiges von dem, was draußen steht, ins Trockne zu retten. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich hätte gedacht, in der Höhe gäbe es gar keinen Winterregen. Dementsprechend hatten wir viel draußen stehen lassen. Die Waschtaschen und ein paar Sachen, die wegen des Feuergeruchs draußen hängen, sammle ich ein und bringe sie in Sicherheit. Viel Schlaf finden wir nicht mehr in dieser Nacht. Der Wind heult und rüttelt am Zelt, als wollte er das Auto umwerfen. Dabei regnet es durchgehend, höchstens die Stärke wechselt etwas.

14. August
Selbst morgens zum Wecker klingeln regnet es noch. Der Wind ist sehr kalt und böig. So habe ich mir afrikanisches Wetter nicht vorgestellt! Notdürftig mache ich unter dem Sonnenschutz, über den ich jetzt eine Plane gehängt habe, Frühstück. Die Hölzer des Sonnenschutzes sind so voll Wasser gesogen, dass es trotzdem ständig tropft. Den Süßstoff hat die Feuchtigkeit aus dem Spender gewaschen, aber der Rest der Sachen, die noch draußen standen, hat keinen Schaden genommen. Es ist nass, kalt und furchtbar ungemütlich. Auch der Kocher ist nass geworden. Unter diesen Umständen dauert es eine Ewigkeit und eine ganze Packung Streichhölzer, bis der Brenner endlich läuft. Die Flamme reicht jedoch kaum, um sich die Hände zu wärmen, geschweige denn für Teewasser! Da wir wieder los müssen, auch ein gutes Stück Strecke vor uns haben und abends noch ins Sossusvlei wollen, könne wir uns kein großes Trödeln leisten. Der Zusammenbau der Zelte ist ein echtes Männerding! Mit steif gefrorenen Fingern quäle ich mich, in Graupelschauern, mit dem Reißverschluss!

Schlechtwetterfront

Schlechtwetterfront

Als wir endlich rollbereit sind, hat der Regen aufgehört und es klart ein wenig auf. Diese Freude währt jedoch nur kurz. Als ich losfahren will, bekomme ich den Rückwärtsgang nicht raus. Alles Rütteln und Rühren hilft nicht. Dabei bemerke ich, dass ich den Schaltknüppel beängstigend weit herausziehen kann – was jedoch drin bleibt, ist der Rückwärtsgang. Ich lasse das Auto etwas rückwärts anrollen in der Hoffnung das Getriebe so frei zu bekommen. Leider ist hinten zum Felsblock nur sehr wenig Platz. Motor hochdrehen lassen, ein- und auskuppeln, wackeln und zerren, irgendwann springt der Gang endlich raus. Jetzt rollen wir, der Schwerkraft folgend leicht bergab zwar vorwärts, aber es ist kein Gang herein zu bekommen! Kaltes Entsetzen. Sollten wir schon hier und jetzt den Ersatzwagen brauchen und dann ausgerechnet heute, wo es in die Dünen gehen soll? Beim verzweifelten Pumpen der Kupplung fällt mir dann der geringe Pedalhub auf. Als ich stattdessen das Pedal mit dem darunter gehakten Fuß ziehe, kommt es tatsächlich weiter hinaus und plötzlich lässt sich beim nächsten Kuppeln auch ein Gang einlegen. Nun rumpeln wir endlich los in Richtung Sesriem.

Bald scheint wieder die Sonne

Bald scheint wieder die Sonne

weiter mit Teil VI

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