Reisebericht Namibia Teil VI

-> zum Anfang (Teil I)

Oryx

Oryx vor einer der Dünen auf der Fahrt zum Sossus Vlei

Dort kommen wir gegen Mittag an. Der erste Weg führt in den Store an der Tankstelle, wo wir Feuerholz und Lebensmittel kaufen. Viel wichtiger aber sind Kaffee und Apple Pie! Lecker! Dann fahren wir durch das äußere Tor in den Park. Zumindest versuchen wir das, am Tor stauen sich die herausfahrenden Fahrzeuge, ohne dass wir daran vorbei kämen. Eine kleine Ewigkeit später hat der Kontrollposten Erbarmen und lässt uns sorgsam registriert einfahren. An der Camp-Rezeption ist gerade niemand, aber die Dame vom NWR will immerhin unser Permit sehen. Sie stellt fest, dass wir in Windhoek zu viel bezahlt haben, zu ändern wäre das aber nicht mehr. Naja, es gibt Schlimmeres – hängende Kupplungen und kaputte Tanks zum Beispiel 😉

An der Registrierungstafel für die Campsites lese ich unseren Namen. Immerhin, das hat geklappt. (Allerdings nur einmal, durch die Doppelbuchung hätten wir ja eigentlich zweimal auftauchen müssen. Da schleicht sich schon fast die Befürchtung an, wir könnten in Okaukuejo mit Einfachbuchung glatt ganz vergessen worden sein…) Die Dame vom Camp tut sich schwer mit ihren Listen. Wir sind dann schon fast mit Platz zwei gebucht und zufrieden, als daraus dann doch Platz 4 wird, warum auch immer. Der Platz ist großzügig, mit einer niedrigen runden Mauer um einen großen Kameldornbaum in der Mitte. (Wir haben damit prompt später einige Schwierigkeiten, unser Dachzelt darunter einzupassen.) Das Umfeld und die Sanitäranlagen sind leider etwas ungepflegt und die vielen großen Gruppen verheißen auch nicht unbedingt eine ruhige Nacht. Bevor wir zum Abend ins Vlei fahren, gönnen wir uns am Camp-Restaurant noch einen weiteren Kaffee. Am PKW-Parkplatz wird viel gebaut. Danach, auf dem 4×4 Stück, ist der Sand sehr feucht und schwer und so fährt es sich ganz anders als beim letzten Mal. Die Dame im Store hatte uns berichtet, dass es hier heute früh geregnet hätte, wovon auch noch einige Pfützen an der Tankstelle zeugten.
Wir fahren zuerst bis nach hinten, da ich gehört hatte, es stünde noch Wasser im Vlei. Das hätte ich bis dahin für Mitte August als unvorstellbar gehalten! Tatsächlich finden wir noch einen größeren See vor. Allerdings ist die Szenerie weniger fotogen, als ich mir das ausgemalt hatte :-/ Insgesamt hat es mir ausgetrocknet viel besser gefallen!

Sossus Vlei im August 2010

Sossus Vlei im August 2010

 

... und im August zwei Jahre später

… und im August zwei Jahre später

58 Bilder später (das heißt bei mir also im Grunde fast ohne Fotos) fahren wir zurück zum Death Vlei Parkplatz. Aus dem einst unscheinbaren Zugang zum Death Vlei ist eine breite Trampelautobahn geworden.

Kein Schleichpfad mehr - der Weg ins Death Vlei

Kein Schleichpfad mehr – der Weg ins Death Vlei

Immerhin ist in der Senke selbst aber niemand und wir nehmen uns, bei immer besser werdendem Licht, viel Zeit, jeder für sich mit seinem Fotogerät und den wunderbaren Motiven des Vleis. Die Faszination des ersten Besuchs will sich allerdings nicht mehr einstellen. (Aber ist das nicht mit vielen Orten so? Der erste faszinierende, überwältigende und so prägende Eindruck ist nicht reproduzierbar. Dafür findet man immer wieder neue Details und Blickwinkel oder es erschließt sich die wahre Stimmung eines Ortes besser, weil die betäubende Begeisterung der ersten Begegnung nun verklungen ist?)

Erschlagen von der Bildgewalt?

Erschlagen von der Bildgewalt?

 

Quasimode?

Quasimodo?

Im Death Vlei

Im Death Vlei

Einsam

Einsam

Da wir länger geblieben sind (wir müssen ja nicht mehr durchs äußere Tor), ist das Licht auf dem Rückweg schon erloschen. Kurz vor 18:30 Uhr passieren wir das unbesetzte innere Tor. Das Camp hat sich inzwischen kräftig gefüllt. Einige Overlander, einer mit Italienern direkt uns gegenüber, und auch eine Gruppe Südafrikaner, deren Bodenzelte schon in der Nacht in Koiimasis neben uns gestanden hatten, sind dazu gekommen. Skeptisch betrachten wir die Italiener und nicken den Südafrikanern freundlich zu. Sie erzählen uns noch, dass sie vom Sturm und Regen geplagt in der Nacht ihre Zelte aufgegeben hatten und in die Lodge geflüchtet waren. Ha, da waren wir schon härter im Nehmen 😉

Wir gehen zur Abwechslung mal essen, nachdem wir die Zelte aufgeklappt haben. Zurück aus dem Camp-Restaurant gibt es eine Ladeorgie am Stromkasten und ein prächtiges Wärmfeuer. Inzwischen ist es nämlich wieder hundekalt. Ich nutze den verfügbaren Strom noch, um alle Bilddaten auf das Netbook zu sichern. Das dauert bei USB2 seine Zeit – etwa einen halben Sack Holz lang.

16. August
Die Nacht verläuft ruhiger als befürchtet. Wind und Italiener zeigten sich gnädig. Um 5, kurz vorm Wecker fiepen werde ich vom Klappern der allgemeinen Aufbruchstimmung geweckt. Gefroren hatte ich in der Nacht nicht, aber Motorhaube und Frontscheibe sind reifbedeckt! Scheibenkratzen in Afrika! Unser Aufbruch dauert, trotz Vorbereitung am Vortag, seine Zeit. Vor allem mit den kalten Fingern am Reißverschluss der Zeltabdeckung ist wie üblich eine Tortur! Auch das Schlangestehen an den zwei vorhandenen Waschbecken fordert seinen Tribut.

The run.

The run.

Dünen im ersten Licht

Dünen im ersten Licht

Während um uns herum schon alles längst rollt, räumen wir immer noch. 10 Minuten nach Toröffnung, da hat sich auch der Stau schon aufgelöst, rollen wir durchs innere Tor. Ich will kein Rennen fahren und habe mir die erste rote Düne mit passendem Vordergrund als Motiv gesucht. Okay, aber nicht wirklich spektakulär. Passend dazu kommt die Sonne über die Kim. Die Overlander brettern alle zur Düne 45. Dort herrscht reges Gedränge. Das brauche ich mit Sicherheit nicht! Auch am Death Vlei stehen schon etliche Autos, den Parkplatz am Ende jedoch haben wir für uns. Leider kräuselt sich das Wasser auch heute Morgen, so dass keine vernünftigen Spiegelungen zu Stande kommen. Um diese Uhrzeit liegen die Schatten noch sehr ungünstig. Vieles ist leider auch unfotogen zerlatscht und mit Spuren übersäht. Bei dem feuchten Sand konnte der Wind über Nacht nichts glätten. So kommt auch auf der Düne keine echte Wüstenstimmung mit fließendem Sand auf. Wir wandern noch einmal um den ganzen See herum, dann zurück zum Auto. Tja, die alte Begeisterung konnte sich auch heute nicht wieder so wirklich einstellen.

7D_18516_HD8007D_18724_8007D_18553_8007D_18862_8007D_18988_RAW_800

Blöderweise gibt es später im Store zum Kaffee nur noch zwei Stücken Apple Pie. Aus dem Tag kann wohl einfach nichts mehr werden. Wir tanken mal grob kalkulierte 60 Liter in der Hoffnung, damit nicht wieder den Zusatztank zum Überlaufen zu bringen.

Dann machen wir uns auf den kurzen,  aber landschaftlich sehr schönen Weg nach Hauchabfontain. Die Farm ist leicht zu finden. Zur Begrüßung pinkelt uns der große und ziemlich hässliche Hofhund erst mal gegens Vorderrad. (Schützt das gegen Paviane?) Der Farmer begrüßt mich in der „Rezeption“, ohne das Hinweisschild hätte ich es ja für die (typische 40er Jahre Südwestern-) Küche gehalten. Ob wir Feuerholz bräuchten, fragt er uns, nachdem er uns Platz und Anfahrt erklärt hat. Nein, eigentlich hätten wir noch. Na dann sollen wir das schon bereitgelegte mal wegräumen. Okay, wenn’s schon mal daliegt, buchen wir das halt mit – für 30 $. Was dann in Grill- und Feuerstelle lag, war allerdings mit einem geschätzten Aufwand von 6 Minuten aus 10 m Umkreis zusammen geklaubt. Die Plätze sind sehr gut von einander abgeschirmt und ordentlich! Die Sanitäranlagen sind sehr gut (bei voller Auslastung würde die fehlende Brille auf einer der Toiletten wohl stören, aber da außer uns keiner da zu sein scheint…). Nach einem späten (zweiten) Frühstück laufe ich mit meinem Sohn ein Stück den nahen Fluss hinab. Von weitem sehen wir eine Gruppe Paviane. Vielleicht sollten wir nicht zu viel draußen stehen lassen heute Nacht.

Am Abend herrscht schönes Fotolicht, auch wenn die möglichen Motive begrenzt sind.
7D_19168_800Fortsetzung -> Teil VII

Ein Gedanke zu „Reisebericht Namibia Teil VI

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert