Island – Winter 2014 | Teil III

zum Teil I

6D_15732_400Die Eislagune Jökulsárlón war erst sehr spät zu sehen. Lange fuhr man vorher am Wall der Endmoräne entlang. Tja, und dann war es erst mal enttäuschend, was ich vorfand. Keine große Wasserfläche, auf der Eisberge treiben, keine fotogenen Eisblöcke am Strand. War ich hier wirklich richtig? Der Zauber der Landschaft erschloss sich erst nach und nach. Auch hier um Ufer an dem schmalen eisfreien Streifen Wasser waren etliche Fotografen unterwegs. D7_27144_400

Auf der Eisfläche aalten sich ein paar Robben in der Sonne. Es war doch irgendwie völlig anders, als ich mir das vorgestellt hatte! Langsam ging mir auf, dass der berühmte Eisstrand auf der anderen Seite der Straße am Meer war. (wo eigentlich auch sonst?) Ich fuhr zunächst westlich der Brücke an den Strand. Auch hier machte sich zunächst Ernüchterung breit! Es lagen nur einige schmutzige Eisblöcke weit oben am Strand. Langsam erst ging mir auf, dass wohl gerade Ebbe war und der Sturm gestern auch die Blöcke weit den Strand hinaufgetrieben hatte. Am Ostteil des Strandes besserte sich das Bild etwas. Dort musste man nur ständig zusehen, keine anderen Fotografen oder deren Stativbeine ins Bild zu bekommen. Es war erst gegen drei und damit noch einige Stunden bis zum Sonnenuntergang. Ich nutzte die Zeit für einen kurzen Abstecher zur etwas weiter westlich gelegenen zweiten Lagune Fjallsárlón. D7_27169_400
Sie war jedoch fast vollständig zugefroren und nur mit viel Brennweite waren der Gletscherzunge einige Bilder abzuringen. Auf dem Rückweg wurde ich auf eine andere Piste aufmerksam und weil noch Zeit war, gönnte ich mir einfach noch einen Hauch Abenteuer und folgte dieser Piste nach Norden. Die Strecke wand sich durch die Hügel und bei einigen Schneestücken hatte ich mit dem Auto zu tun, nicht in den Spuren der hohen Islandgeländewagen zu bleiben, um nicht ständig mit meinem, viel tiefer liegenden, Unterboden über den Schnee  zu schrammen. 6D_15909_400
Die Piste führte am Breiðárlón (phon. etwa: Breidorlon) vorbei in Richtung Breiðamerkurjökull (phon. etwa: Breitham-erkü-jökutl), der großen Gletscherzunge des  Vatnajökull (phon. etwa: Watna-jökutl). Bis dorthin kam ich zwar nicht ganz, irgendwann verlort sich die Piste im Gelände und wurde noch rauer und es sah so aus, als würde sie als Zufahrt für die Gletschertouren dienen. Ich zuckelte und holperte also wieder zurück. Dort gönnte ich mir eine kurze Auszeit am Imbiss. Eine Kaffee und ein Kürbiskernbrötchen mit Salat und Gemüse kosteten mich zusammen erträgliche 1000 Kronen. Dann ging es noch einmal an der Jökulsárlón entlang und dann diesmal gleich an den Ostteil des Eisstrandes. Inzwischen kam die Flut und umspülte die Eisblöcke, die nun auch strahlend blank leuchteten. Leider war die Dünung recht stark. So wie ich mir das vorgestellt hatte, mit langer Belichtung (hatte ich mir doch extra zum ND32 einen ND100 gegönnt) funktionierte die Sache nicht. Die Eisblöcke bewegten sich mit fast jeder Welle und damit war natürlich kein scharfes Bild mehr möglich. Hier kam nun auch  wieder die Wathose zum Einsatz – eine wirklich gute Sache, nicht nur einer der anderen Fotografen musste zwischendurch einen beherzten Sprint landeinwärts hinlegen oder bekam gleich mal nasse (und eben damit auch hundekalte) Knöchel. Beim Versuch möglichst tiefe Kamerapositionen zu nutzen, verfluchte ich das Fehlen eines schwenkbaren Monitors an meinen Kameras!6D_16310_400 So hat das Fotografieren manchmal mehr etwas von Lomografie als von bewusstem Bildaufbau. (Man hätte natürlich über WLAN das Smartphone als Monitor nutzen können, das Risiko, das dabei etwas im Meer landet, war mir aber einfach zu hoch!) Kameraboden und L-Winkel bekamen auch einige Spritzer und den feinen schwarzen Lava-Kies des Strandes zu spüren. Das alles war allerdings harmlos gegen das, was dem Stativ blühte, als es von einer Welle umgerissen wurde und in den Sand gespült wurde. Salzwasser und das feine Lavagranulat sind ungefähr die schlechteste Kombination für einen Getriebeneiger und alle anderen beweglichen Teile.

6D_16533_400Zum Sonnenuntergang bekam die Wolkenbank im Westen kurz eine schöne Farbe. Auch die Berge wurden schön eingefärbt, aber das ließ sich mit den Eisblöcken am Strand irgendwie nicht fotografisch verbinden.  Gegen halb acht machte ich mich auf den Weg zurück zum Auto und weiter zum Hotel. Das Hali Country Hotel lag nur ein paar Kilometer nördlich, direkt an der Ringstraße. Als Rezeption diente die Restaurantkasse, der Empfang war aber sehr freundlich und zuvorkommend. Mein Unterkunfstgebäude befand sich dann aber etwa 500 m weiter. Das Zimmer war groß und modern, lediglich die Sanitäranlage konnte da nicht ganz mithalten. Vom Automaten im Aufenthaltsbereich gab es erst mal einen Tee und dann verschwand ich mit Stativ und Wathose unter der Dusche, (Die Wathose in der Hand, nicht angezogen) um Salzwasser und den schwarzen Lavasand bestmöglich abzuspülen. Die Schnellwechselklemme knirscht und bewegt sich kein Stück mehr beim Öffnen. Spülen, pusten tupfen und trocken föhnen und alles soweit demontieren wie machbar, brachten mich einer funktionierenden Ausrüstung aber langsam wieder näher. Im Hotel hatte ich zwei Nächte gebucht und so konnte ich mich etwas häuslicher einrichten. Zum ersten mal packe ich auch den Nettop aus, um die bisher gemachten Aufnahmen zu sichern. Ich hatte genug Karten mit, um keine Karten überschreiben zu müssen, daher reichte mir die Einfache Sicherung auf die Festplatte des Netbooks. Leider war der Internetempfang im Zimmer etwas zickig. Die Prognose für einen klaren Himmel dagegen war gut und die Nordlichtprognose immerhin nicht völlig hoffnungslos. Kurz nach 22 Uhr machte ich mich also auf den Weg zurück nach Jökulsárlón, unheimlich gespannt, ob sich heute Nordlicht zeigen würde.

Ich baute mich und das Stativ am Rand des offenen Wassers auf und es dauert keine 20 Minuten, bis der erste helle Schimmer schwachen Polarlichts dicht überm nordwestlichen Horizont auftauchte. Das wurde mit lautem Ahs und Ohs entlang des Ufers und von weiter hinten an der Straße begrüßt. Auch hier litt man keinesfalls ein Einsamkeit und mehr als nur ein Bild wurde von irrlichternden Fotografen und Touristen versaut. 6D_16567_400
Das Nordlicht zeigte sich mehr oder weniger deutlich aber eigentlich immer kontinuierlich die ganze Nacht hindurch. Zwischen halb eins und halb zwei legte es eine Pause ein, die immerhin dazu führte, dass sich die Besucherzahl drastisch verringerte. Das Warten lohnte aber, danach wurde es noch einmal stärker. Leider bleib es aber immer bei einem eher schwachen Streifen dicht überm Horizont, kein Vergleich zu dem hellen grünen Licht der ersten Nacht! Ich versuchte etwas zu variieren zwischen dem 2.8 24, dass ich eigentlich meist fürs Polarlicht verwende und dem  17-40 4L. Beim Zoom war das Problem irgendwie, auf unendlich fokussieren zu können. Da kein Mond am Himmel war, war es nur möglich, sich den hellsten Stern zu suchen und irgendwie im Liveview mit 10x Vergrößerung darauf scharf zu stellen. Die letzten Stunden stehe ich neben einem Britten und wir plauschen ein wenig über die üblichen Foto-Hotspots in England, Namibia oder den USA. Kurz nach zwei lasse ich es gut sein und trete den Rückzug zum Auto und dann zum Hotel an.

zum Teil IV

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